>> … Julia schnappte sich ihren Rucksack, lief den Wanderweg entlang und betrat schließlich die Plattform unterhalb des Denkmals. – Rio hatte sich an die Begrenzungsmauer gelehnt und ihr Herankommen beobachtet, nun kam er ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen. „Wie schön, dass du da bist,“ sagte er, und – Küsschen rechts und links – umarmten sie sich kurz. „Du hast einen neuen Haarschnitt,“ sagte Julia und strich ganz leicht über seine seidig glänzenden, blauschwarzen Haare, die mit dem exakten Bürstenhaarschnitt ihm zwei Zentimeter zusätzliche Größe verliehen, mit denen er Julia dann doch noch überragte.
Rio lachte und sagte: „Komm, wir sehen uns mal die Landschaft an.“ Es waren an diesem Mittwochmorgen keine weiteren Besucher auf der Aussichtsplattform, und sie lehnten sich über die Mauer am Rand des Plateaus.
Geradeaus vor ihnen zog sich das Wesergebirge mit dem markanten Fernmeldeturm hinter der Porta-Kanzel hin, hinter ihnen und dem Denkmal mit dem freundlich grüßenden Kaiser Wilhelm setzte das Wiehengebirge die Bergkette fort. Im Durchbruch zwischen den beiden Gebirgen drängten sich die Weser, die Eisenbahnlinie sowie die Land- und Bundesstraßen. Und nebenan schmiegte sich das Städtchen Porta Westfalica in die Ebene.
Sie stiegen die Treppe mit den ausgetretenen Stufen hoch, um noch etwas weiter blicken zu können Der Dunst hatte sich in der warmen Vormittagssonne aufgelöst, im Südwesten umrundete der glitzernde Weserbogen einige Seen.
„Irgendwo da hinten muss Bad Oeynhausen sein, dann kommt Herford, und dahinter liegt Bielefeld, da wohnt meine Tante,“ sagte Julia und schaute angestrengt über den Weserbogen hinweg….. <<
Soweit ein Ausschnitt aus meinem noch nicht veröffentlichten Roman. Meine Protagonistin Julia trifft sich mit ihrem Schulfreund Ryûichi, genannt Rio, zu einem Tagesausflug in Minden. Ich habe mich bei eigenen Touren durchs Mindener Land zu der Geschichte anregen lassen. Ganz im Nordosten von NRW gelegen, kennen längst nicht Alle diese bezaubernde Gegend (die Deutsche Märchenstraße ist auch nicht weit). Doch mit dem Deutschlandticket kommt man gut dorthin, einfach in den Regionalexpress setzen …
Zugegeben, die Fahrt von Köln nach Porta Westfalica dauert einige Stunden, aber der Ausblick vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist atemberaubend. Da die Westfälische Pforte an ihrer engsten Stelle nur 600 m breit ist, ist der Weg vom Bahnhof auf die andere Seite der Weser nicht weit. Für den Aufstieg wählte ich die südliche Route durch den Wald. Dieser Weg durch den Eichen-Buchen-Ahorn-Mischwald ist an einigen Stellen recht steil und ohne Wanderstöcke kaum zu bewältigen. Wenn es zuvor geregnet hat, sollte man unbedingt den nördlichen, flacheren Weg wählen, den ich auf dem Rückweg nahm.
Ich habe meine Tour vom Bahnhof Porta Westfalica zum Denkmal mit Komoot aufgezeichnet, die man sich dort ansehen kann. Aber ganz sicher war ich nicht zum letzten Male dort. Den Blick von der Portakanzel muss ich einmal erleben. Und von Berglirchen aus den Wittekindsweg entlang laufen, das muss einfach mal sein.